Matador E

Presseempfang am 4.8.1963 im Tempo Werk. Seit langer Zeit wird die Presse wieder einmal ins Werk eingeladen. Oscar Vidal informiert über die Probleme, die man als einziger Lieferwagenhersteller ohne eigene Personenwagenfertigung im Rheinstahlkonzern hat. In jahrelanger Arbeit, und mit erheblicher Verzögerung, bedingt durch die große Hamburger Sturmflut im Jahr 1962, die alle bereits fertiggestellten Prototypen vernichtete, ist nun ein völlig neuer Transporter als Matador Nachfolger entwickelt worden. Das geniale Konzept wird sich als so zukunftsweisend und wirtschaftlich erweisen, das es das Tempo Werk um Jahrzehnte bis heute überlebt und ein Ende auch jetzt (2016) noch nicht absehbar ist.
Der Rahmen wurde vollkommen neu entwickelt, alle Baugruppen wurden von Grund auf neu konstruiert und wesentlich verbessert. Das neue Fahrzeug sieht dem Vorgänger nur oberflächlich ähnlich und trifft mal wieder den Geschmack der Zeit. Die Erkenntnisse einer rationellen Groß-Serienfertigung haben in die Entwicklung Einzug gehalten, daher ist das neue Modell wesentlich wirtschaftlicher und in größeren Stückzahlen zu produzieren. Der Matador E löst alle Vorgängermodelle, also den Matador I, den Wiking I und den Rapid ab. Bald nach der Präsentation werden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Das Tempo Logo prangt jedoch nur noch knapp 2 Jahre an der Stirnwand. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten werden zu groß, die Verluste, die auch durch die Sturmflut, aber vor allem auch durch die letztendlich zu kleinen Produktionskapazitäten auftreten, sind auch bei größten Anstrengungen nicht mehr aus eigener Kraft abzuwenden. Oscar Vidal trifft den einzig richtigen Entschluss, wohl auch unter dem Eindruck des Konkurses 1963 bei dem ehemalst größten Konkurrenten Borgward im benachbarten Bremen. Am 1.1.1966 wird die Vidal und Sohn KG und damit das Tempo Werk vollständig an den Rheinstahlkonzern verkauft. Damit endet die Ära Tempo und das Hanomag Logo ziert fortan zunächst als außen sichtbares Zeichen der Veränderung die Fahrerhäuser des Matador. Doch auch die Rheinstahl Ära soll nicht lange dauern, Bereits 1969 kauft sich Mercedes in den Rheinstahl-Konzern ein und bringt frisches Kapital mit. Die Fahrzeuge aus Harburg werden weiterentwickelt, verbessert und modifiziert und laufen auch im ehemaligen Borgward-Werk in Bremen vom Band. Bis 1978 wird der Matador E als Mercedes Benz in Deutschland gefertigt, sogar eine Elektrovariante des Transporters ist im Programm. 1978 ist noch lange nicht Schluss, denn danach geht die Produktion in Indien bei Bajaj Tempo Ltd. weiter. Alles in allem ist der Matador E, mit seinen zahlreichen Faceliftings, das am meisten gebaute Fahrzeug in der deutschen Tempo Modellgeschichte. Das Konstruktionsprinzip mit dem flexiblem Doppelrohrrahmen überlebt auch die völlige Einstellung der Tempo Produktion in Deutschland und wird ab 1981 bis 1995 im Mercedes-Benz MB 100 aus spanischer Produktion nochmals als vollkommen neues Modell weitergeführt.
Nach Zwischenetappen bis 2004 in Südkorea bei Ssangyong als Istana und MB 100 Istana sowie als Daewoo Istana und als CKD Produktion in Vietnam gingen die Produktionsanlagen komplett nach China. Bis dahin war der „alte Matador“ in ganz Asien, Mittelamerika, in Russland und auch in Australien außerordentlich beliebt. Als chinesischer SHAC Istana wird der auf dem Tempo Matador E basierende MB 100 bis heute (2016) weiter produziert und auf dem asiatischen Markt angeboten. (Quelle Wikipedia 05.03.2016)
Der 1949 vorgestellte Tempo Matador löst in diesem Jahr den Landrover Defender (67 Jahre) und das Tempo Dreirad Front-Hanseat (67 Jahre) als am längsten ununterbrochen gebautes Nutzfahrzeug der Welt ab. Lediglich der Sportwagen Morgan 4/4, der seit 1936 bis heute hergestellt wird, ist noch länger ununterbrochen in Produktion.

 

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