Matador / Mayor

Anfang Oktober 1949 stellte das Tempo Werk mit dem neuen Matador den Nachfolger des erfolgreichen A 600 vor, dessen Produktion kriegsbedingt 1943 eingestellt wurden musste.

Der neue Konstrukteur Dietrich Bergst setzte sich bei den Vidals mit seinem Entwurf gegen den Entwurf des damaligen Chefkonstrukteurs Otto Daus durch. Das Fahrzeug wurde heimlich schon kurz nach Ende Krieges trotz des Verbots der englischen Besatzer zu Hause in der Küche von Familie Bergst entworfen.

Von Oktober bis Dezember 1949 wurden vermutlich 7 Fahrzeuge gefertigt, die jedoch in den Produktionslisten nicht dokumentiert sind.
Die uns vorliegenden Unterlagen beginnen mit zwei Hochpritschen auf Fahrgestell Nummer 0008 und 0009, welche jedoch nur unzureichend und lückenhaft dokumentiert wurden, da das Datum des Produktionsbeginns fehlt. Anschließend folgt Fahrgestell Nummer 0011, eine Tiefpritsche, die ab 6.12.1949 gefertigt wurde. Die Fahrgestellnummern sind zunächst Vierstellig mit führenden „0“, bis einschließlich Fahrgestellnummer 0209. Ob es sich hier um Vorserienfahrzeuge handelt, ist unklar. In Presse und Werbung wird ab Dezember 1949 angekündigt, dass „die ersten Matadore unterwegs“ sind und man diese nun beim örtlichen Händler kaufen kann.

Die Angaben in der Sekundärliteratur zu vermeintlichen 100 Vorserienfahrzeugen lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht über die originalen Produktionslisten belegen. Es gibt jedoch Fotos in zahlreichen Publikationen aus Oktober 1949 von mindestens einem Matador, der sehr starke Unterschiede zum serienmäßigen Fahrzeug aufweist.

Da auch noch weitere Pressefotos und Zeitungsartikel mit seriennahen Fahrzeugen aus der Zeit um den Oktober 1949 existieren, scheint es zu diesem Zeitpunkt zumindest bereits einige Prototypen und Erprobungsfahrzeuge gegeben zu haben.

Für den großen Erfolg sorgte, dass das Auto spätestens ab Dezember 1949 als Vorführwagen an die Händler, an die besten Kunden zur Erprobung, sowie an die Firma Hebmüller zur Herstellung von Vorführfahrzeugen ausgeliefert wurde.

Einige Wagen der Vorserie dienten auch als Fotomotiv zur Herstellung der ersten Prospekte. Die Fahrzeuge wurden nach der Erprobung durch die Kunden gründlich untersucht und die daraus gewonnenen Erkenntnisse flossen direkt in Verbesserungen für die laufende Produktion ein.

Am 23. Februar 1950 wurde dann mit Chassis Nummer 100 210 der erste serienmäßige Matador, eine Hochpritsche, ausgeliefert.

Der im Krieg bewährte Volkswagenmotor, welcher als Mittelmotor hinter der Vorderachse verbaut wurde sorgte gemeinsam mit dem serienmäßigen VW-Getriebe für den Antrieb auf die Vorderräder. Dies ermöglichte im Gegensatz zu dem ein halbes Jahr später Anfang März 1950 vorgestellten  VW-Transporter nahezu unbegrenzte Aufbauvarianten für das Fahrzeug.

Die Nachfrage der Kundschaft war von Beginn an sehr groß. Die Produktion wurde auf 300 Fahrzeuge im März 1950 gesteigert. Man erkannte jedoch schon im März 1950, dass die Produktion trotz Erhöhung von 300 auf 400 Stück im April die große Nachfrage nicht decken würde. Die Händler wurden aufgefordert Kastenwagen und weitere aufwendig zu produzierende Fahrzeuge vorwiegend über das Hebmüller Programm zu verkaufen.

Deshalb wurde am 29. April 1950 eine extra Fertigungslinie („Chassisbahn“) zum Bau von Fahrgestellen für den weiteren Karosseriebau bei Firma Hebmüller eingerichtet. Diese Fahrgestelle konnten in nur zwei Tagen (statt etwa einer Woche Produktionszeit für die anderen Varianten) gefertigt werden.

Zur Produktion des Kleinbusses mit Hochdach und Holzaufbau wurden weitere Chassis an Firma Fritz Drettmann in Osterholz-Scharmbeck ausgeliefert. Dort wurde dann ab 1951 auch ein Kleinbus mit Hochdach und Stahlkarosserie gefertigt.
Diese Chassis mit Hochdachkabine dienten auch als Basis für Verkaufsstandwagen und weitere Sonderfahrzeuge.

Im Harburger Werk konzentrierte man sich ab Mai 1950 überwiegend auf die Fertigung von Pritschenaufbauten und weitere Fahrzeuge mit der Flachdachkabine.

Große Stückzahlen sicherte auch ein Auftrag des neu gegründeten Bundesgrenzschutz für Kranken-, Werkstatt- und Mannschaftsfahrzeuge auf Basis des Matador Luxus mit vergrößerter Karosserie, welcher bei Karosserie Hebmüller in Wülfrath gefertigt wurde.

Auf Grund des zunächst grundsätzlich unverändert eingebauten VW-Getriebes wurde Tempo sehr schnell mit zahlreichen Reklamationen konfrontiert, die zunächst nicht ernst genommen wurden. Erst, nachdem der Rennfahrer Hans Stuck mit seinem Matador Renntransporter schwer verunglückte, wurde mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet. Der Differentialkorb des Hinterachsgetriebes aus dem Käfer war nicht für die hohen Belastungen an der Vorderachse ausgelegt und brach bei Belastung. Dadurch wurde das Fahrzeug unlenkbar – mit katastrophalen Folgen. Das Getriebe im Matador erhielt den Ruf eine Todesfalle zu sein. („Death trap gearbox“)

Mit einem neuen, verstärkten Differential wurde das Problem bis Jahresende 1950 behoben. Da war allerdings der Ruf des Fahrzeugs bereits so weit beeinträchtigt, dass man zügig auf ein neues Getriebe aus dem ZF Regal wechselte, welches ab Fahrgestell 108 640 ab September 1951 eingebaut wurde.

Die deutschen Händler wurden in einer groß angelegten Rückrufaktion in die Pflicht genommen, die Kunden von den Vorteilen eines fabrikneuen Getriebes zu überzeugen, und auch die bereits ausgelieferten Fahrzeuge nachträglich umzurüsten.

Heute sind dem Tempo Club keine existierenden Fahrzeuge mit dem ursprünglichen Getriebe mehr bekannt. Es haben jedoch einige hundert Fahrzeuge sowohl mit dem modifizierten, verstärkten VW- als auch mit dem neueren ZF 4DS7 Getriebe überlebt. Auch einzelne Getriebe in der zu schwachen Variante sind in letzter Zeit aufgetaucht.

Bereits 1952 wurde deshalb der nun technisch ausgereifte Matador für das Volkswagenwerk und den VW-Transporter aus Hannover ein so ernstzunehmender Konkurrent, dass man von dort aus die Belieferung mit eigenen Motoren für Tempo einstellte. Die Einkäufer bei Tempo hatten es versäumt einen Liefervertrag abzuschließen und VW berief sich auf das seit 1951 angebotene T1 Pritschenfahrzeug für welches man die Motoren nun händeringend selbst benötigen würde.

Dies führte dazu, dass bereits im März 1952 zunächst ein kleineres Modell Tempo Matador 1000 mit Dreizylinder Zweitaktmotor, schmalerem Fahrgestell und optisch leicht geänderter Karosserie vorgestellt wurde.

Ab August 1952 schickte dann der Matador 1400 mit großem 34 PS Heinkel-Viertaktmotor und Wasserkühlung den luftgekühlten Matador 50 mit Volkswagenmotor endgültig in den vorzeitigen Ruhestand.

Der letzte luftgekühlte Matador war ein Hebmüller Modell mit Chassis Nummer 113 621 und wurde am 10. Oktober 1952 fertiggestellt.

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